Welches Tier wären Sie denn gerne?

 

 

 

Vor einigen Tagen wurde ein Interview vom Komiker Claudio Zuccolini veröffentlicht; er träumt davon, ein Koala zu sein: «20 Stunden Schlaf, immer leicht high von den Eukalyptusblättern und zwischendurch vermehrt er sich - was will man mehr»

 

Warum wünschen wir uns hin und wieder ein anderes Leben, und dann noch ein tierisches? Wir fühlen uns den Tieren überlegen und trotzdem möchten wir für kurze Zeit eines sein. Und Sie? Welches Geschöpf wären Sie gerne? Vielleicht ein Adler? Träumen Sie, frei wie ein Vogel, leicht wie eine Feder, über die Bergketten zu segeln? Grenzenlos, sorgenlos?

 

Oder, lieben Sie Katzen und würden am liebsten mit einer tauschen, sich auf dem Sofa oder dem Ofenbänklein räkeln und stundenlang kraulen lassen?

 

Mensch oder Tier?

 Aus reiner biologischer Sicht besteht wahrscheinlich kaum ein Unterschied. Aber wir können denken und für unser Denken und Handeln die Verantwortung übernehmen. Belastet uns diese Fähigkeit? Ist das schlussendlich der Auslöser für unseren Wunsch, aus unserem Menschsein auszubrechen? Wollen wir dann einfach unseren Menschenverstand abschalten?

 

Wenn wir krank sind, fühlen wir uns nur noch als halber Mensch. Wenn wir wieder gesund sind, als neuer Mensch. Wenn wir seelisch verletzt werden, wird uns bewusst, dass wir ein Mensch aus Fleisch und Blut sind und eine Menschenseele besitzen, die auch geheilt werden will. Dann machen wir dem Gegenüber klar, dass man nur ein Mensch ist – ein Mensch wie du und ich, ein Mensch, mit all seinen Schwächen und Stärken.

 

Aber sobald jemand einen hohen Posten innehat, spricht man von einem hohen Tier. Schaltet und waltet er mit tierischem Ernst? Hat er seine menschlichen Züge verloren, das arme Tier?

 

Der Mensch lebt nicht von Brot allein

Wir suchen Liebe und Geborgenheit und wollen nicht nur überleben, der Genuss gehört dazu. Nehmen wir das Essen als Beispiel. Bei uns geht es um mehr als die simple Futteraufnahme, zumindest in unseren Breitengraden, in unserem Überfluss. Kennen Sie die TV-Serien: «Lecker aufs Land», «Land und lecker», «Landfrauenküche» und wie sie alle heissen? Auch ich sehe mir diese Sendungen an und hole mir den einen oder anderen Tipp, wie ich ein Gericht verfeinern könnte. Aber eigentlich geht es in diesen Aufnahmen kurz zusammengefasst um eine heile Welt. Am liebsten würde gleich jeder in die stets wunderschönen Höfe einziehen, ich eingeschlossen. Man schwelgt im leckeren Essen und träumt auch hier von Tieren - von Tieren auf dem Teller!

 

Und wenn ich dann irgendein Fleischrezept nachkochen will und in der Metzgerei die Auslage betrachte, denke ich nur noch. «Mann bin ich froh, dass ich kein Tier bin!“

 

Gabi Doggweiler